Grigory Stanskiy’s
Der letzte Jude
Meine Integrationsgeschichte ist gar nicht so glänzend wie ich immer annahm. Schon mit 15, nach einem Jahr in Deutschland spreche ich fast so perfektes Deutsch wie heute. Auf dem Gymnasium dann werde ich zum Außenseiter und rutsche in die Internetsucht. Ich hänge ausgerechnet bei russischen Seiten neverlands.ru und funkysouls.com rum und habe russische ICQ-Freunde. Dann lebe ich in Berlin und New York der 80er Jahre und drehe Musikvideos in meinem Zimmer und im Wald bei Ludwigsburg. Ein Bachelorabschluss später ist der Wald noch wichtiger, denn ich bin ein überzeugter Anarcho-Primitivist und plane eine Revolution. Ich verlasse endlich meine Eltern und lebe so weit von ihnen weg wie möglich, in Potsdam, Cottbus und Leipzig, später sogar in Greifswald. Containern, Trampen, Ökodörfer und Hausprojekte, das ist meine Kultur. Auf die Fragen, wo mein Name herkommt, antworte ich genauso ausweichend wie die Fragen, was ich später machen will. Ich bin ein linker Öko und will in der Natur leben. Ich will aber doch was können, bevor ich in meine Kommune ziehe, also fange ich eine Ausbildung auf dem Bauernhof an. Die beende ich sehr verändert und pünktlich zu Coronazeit. Ich habe einen Beruf erlernt, arbeite aber nicht darin, denn ich will jetzt Schriftsteller werden. 2020 melde ich mich zum fünften mal arbeitslos. Sieht so eine gute Integrationsgeschichte aus?
Rastimo (aka Velna van Winkle)’s translet
Fastsung (Palindrome from selected essay fragments)
A hymn hangs berrift about the air
in Deutschland God eats running
gelatine and mimes retch the moss red
rend and puncture, its so German
We never lie. Don’t in Deutschland
believe in the fullest, night is full
of high rust and stagnation
sick weeds and ferns
two manly giants have stuck their welt
woe in jest, the stellar rift weirderns
So dies our land, studies, berated
therein - integrated
ja, see here sleeping there?
and my mutterspeach is rushing
my stick is garish, ichor shimmers
the god is bound by wind
snicker lichen, black asters bend